Jahresrückblick 2012 der Bezirksgruppe Bückeburg

© Ulrich Antas, Minden/pixelio.de

Die Bezirksgruppe Bückeburg blickt auf ein ruhiges aber durchaus erfolgreiches Jahr 2012 mit drei neuen Mitgliedern zurück.

Am Nikolaustag, dem 6. Dezember 2012 besuchten wir das Museum Eulenburg in Rinteln. Unter den Themenschwerpunkten „Juristische Fakultät der Universität Rinteln“ und „Hexenprozesse in Schaumburg“ wurden wir von Museumsleiter Dr. Stefan Meyer durch diesen Teil des Museums geführt.

Während der Regierungszeit des Grafen Ernst III. von Holstein und Schaumburg (1601 - 1622) erlebte die Grafschaft Schaumburg einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Nachdem er bereits 1610 ein akademisches Gymnasium in Stadthagen gegründet hatte, erhielt er 1619 durch den römisch-deutschen Kaiser das Universitätsprivileg. Die Academia Ernestina wurde in den Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters St. Jakobi in Rinteln eingerichtet und am 17. Juli 1621 mit den Fakultäten Theologie, Jura, Medizin und Philosophie eröffnet. Sie war eine der wichtigsten geistigen Zentren in Norddeutschland. Ihre Blütezeit erlebte die Universität nach dem Dreißigjährigen Krieg. Mit der Gründung der Universitäten Halle/Saale (1694) und Göttingen (1737) verlor die Rintelner Hochschule an Anziehungskraft. Während der Napoleonischen Herrschaft wurde sie 1810 geschlossen. Die Bibliothek, die Instrumente und die Archive gingen an die Universität Marburg.

Rinteln hatte gleichzeitig etwa 100 bis 150 Studenten, die von etwa 12 bis 15 Professoren betreut wurden. Professoren und Studenten waren von Steuern, Militärdienst und Einquartierung befreit. Sie unterstanden nicht der städtischen Gerichtsbarkeit. Diese Vorrechte wurden von den Studenten, die oft erst 15 Jahre alt waren, ausgenutzt; man spricht von „Pennalismus“ (Studententerror).

Das Schaumburger Land gehört mit etwa 400 Prozessen zu den Gebieten mit den relativ meisten Hexereiprozessen in Norddeutschland. Die Verfolgungen fanden in Wellen im Zeitalter der Renaissance und des Barock statt, etwa von 1550 bis 1680. Die schwerste Verfolgungswelle im Schaumburger Land datiert in den Jahren 1653 bis 1655.

Von den Verfolgungen waren überwiegend randständige Menschen betroffen, die sich gegen Gerüchte und Verdächtigungen nicht erfolgreich wehren konnten. Erst die späten Verfolgungswellen erfassten in den Städten auch die bürgerliche Oberschicht. Opfer und Denunzianten waren überwiegend Frauen. Um verdächtigt zu werden genügte es, sich bei einflussreichen Personen verdächtig und unbeliebt gemacht zu haben. Oft wurden die Ankläger später selbst zu Verdächtigen und Opfern.

Die vier häufigsten Verbrechen waren der Abfall von Gott, die geschlechtliche Gemeinschaft mit dem Teufel oder der Teufelin in Menschengestalt, die Teilnahme an einem „Hexentanz“ mit anderen und der „Schadenzauber“ an Mensch oder Vieh. Vorgeworfen wurden insbesondere das Vergiften der Nahrung, das Erzeugen von Krankheiten und das Verhexen des Wetters.

Die Prozesse wurden nicht von der Kirche, sondern von Stadtgerichten oder auf dem Lande von den Amtsgerichten - Untergerichten der Landesherrschaft - geführt. Sie folgten formalrechtlichen Prinzipien. Befragungen, richterliche Anordnungen und auch die Folter wurden umfassend protokolliert. Die Anwendung oder zumindest die Androhung der Folter war Ausdruck der Hilflosigkeit einer Justiz, die ein nicht vorhandenes Delikt ahnden sollte und für eine rechtsgültige Verurteilung zwingend ein Geständnis brauchte.

Weil insbesondere die aus einer Gruppe von Ratsherren bestehenden Richter der Stadtgerichte in der Regel keine Rechtsgelehrten waren, holten sie sich Rechtsrat bei den Jura-Professoren der Universitäten. Sie übersandten diesen ihre Protokolle. Die Beteiligung der Juristen erleichterte das Gewissen der Richter bei der anschließenden Verurteilung und Hinrichtung.

Die Rintelner Professoren waren zunächst energische Befürworter der Hexenverfolgungen. Jedoch setzte um 1680 ein frühes und radikales Umdenken bei ihnen ein. Fortan setzten sie sich für die Niederschlagung und Beendigung von Hexereiprozessen ein.

Eine Verteidigung der Angeklagten, wie wir sie heute kennen, gab es nicht. Lediglich am öffentlichen „Endlichen Rechtstag“ auf dem Marktplatz trat ein „Defensor“ auf, der für die „Begnadigung zum Schwert“ plädierte. Dies wurde in Rinteln stets abgelehnt und es folgte die Verbrennung der Angeklagten.

Um die Beendigung der Hexereiprozesse haben sich der Jesuitenpater Friedrich Spee von Langenfeld (1591 - 1635) und der Rintelner Jura-Professor Heinrich Bode (1653 - 1720) besonders verdient gemacht.

Abschließend hatten wir noch die Zeit, um uns den übrigen Teil der Ausstellungen des Museums anzusehen, darunter die aktuelle Sonderausstellung mit mehr als 120 politischen Karikaturen von Horst Haitzinger. Der 1939 geborene und in München lebende Karikaturist gehört zweifellos zu den besten Künstlern seines Fachs. Nicht nur der brillante Strich seiner Skizzen, vor allem auch der scharfe Blick für die wesentlichen Aspekte der politischen Themen, sein Witz und seine Treffsicherheit machen ihn unverwechselbar. Die Ausstellung zeigt Zeichnungen von bekannten „Klassikern“ der 80er Jahre bis in die Gegenwart.

Danach trafen wir uns im Hotel „Der Waldkater“ in Rinteln. Dort hielten wir unsere jährliche Mitgliederversammlung ab, an der 2/3 unserer Mitglieder teilnahmen. Anschließend ließen wir uns bei angeregten Gesprächen mit Leckereien aus der vorweihnachtlichen Speisekarte verwöhnen.

Mit diesem informativen und geselligen Tag, beendete die Bezirksgruppe Bückeburg das Geschäftsjahr 2012.

Armin Böhm


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